2019 – das wird das Jahr, wo alles anders wird! Die Silvesternacht ist traditionell die Zeit für großzügig gegebene Versprechen und Vorsätze. Wie wäre es, diesmal etwas zu versprechen, das nicht nur mit Mühe und Not den Januar überlebt?
Statt sich als Kettenraucher vorzunehmen, mit dem Rauchen komplett aufzuhören, oder als 200-Kilo-Koloss sein Körpergewicht vor dem Sommer zu halbieren, lass uns doch die Politik der kleine Schritte ausprobieren. Statt zwei Schachteln täglich vielleicht nur eine und statt radikalem Wasserfasten vielleicht Zucker vom Speiseplan streichen?
Oder lass uns von vornherein etwas versprechen, das wir ohne Totalmetamorphose durchhalten können! Nicht etwas, das wir sowieso tun, wie Zähneputzen oder Anziehen bevor wir das Haus verlassen, das wäre zu einfach. Eine Herausforderung sollte es schon sein, etwas, das uns ein bisschen Mühe abverlangt und uns zum Umdenken bewegt.
Vielleicht ist es für den einen oder anderen eine Herausforderung, morgens zu lächeln? Ich weiß ja nicht, aber anstatt sich im Spiegel das kissenverknitterte Gesicht mit Grauen anzuschauen, könnten wir doch lächeln und uns selbst „Guten Morgen!“ wünschen? Das wäre, zumindest für mich, etwas ganz Neues. Danach ist es vermutlich leicht, morgenmuffelige Ehemänner und nörgelige Kinder auch anzulächeln statt anzupfeifen – und schwups, der Tag fängt ganz anders an als sonst.
Einen Vorsatz, den ich besonders für Menschen, die in dunkler Strassenbekleidung im Winter unterwegs sind (das heißt 98,8% der Bevölkerung in Deutschland), ans Herz legen möchte, ist ein reflex in die Manteltasche zu stecken und bei Dunkelheit raushängen zu lassen. Es muss keine gelbe Warnweste sein, ein kleiner diskreter Schneestern oder Kreis tut es auch. Möglich ist auch ein reflektierendes Band mit Klettverschluß um den Oberarm oder meintwegen auch um den Unterschenkel, Hauptsache reflektierend. Das ist auch in einer Stadt wie Hamburg eine sehr gute Idee. Wir, die auf dem Land in Schweden aufgewachsen sind, wissen, dass es einem Selbstmord gleicht, reflex-los im Januar gegen vier Uhr nachmittags an der Landstraße entlang zu bummeln. Die Städter glauben, nur weil es Straßenlaternen gibt, sind sie nicht zu übersehen. Die Welt ist nicht nur voll von rücksichtslosen Autofahrern, sondern auch von Fußgängern ohne Reflektoren.
Wir steigern die Schwierigkeitsstufe der Herausforderungen noch etwas: Statt gleich loszupoltern (möglicherweise eher deutsch) oder sich innerlich aufzuregen bis kurz vor dem Herzinfarkt (vermutlich eher schwedisch), wenn der Service im Café, auf dem Amt oder beim Einkaufen nicht den Erwartungen entspricht, versucht es doch mit der Frage „Was ist heute bei euch los?“. Vielleicht erfährt ihr, dass im Café heute nur zwei Personen in der Küche sind statt vier, vielleicht herrscht im Amt eine Grippewelle und bei Edeka ist der Chef möglicherweise unerwartet ausgefallen. Dann freut ihr euch bitte, dass ihr doch bedient werdet und dass die Menschen auf der andere Seite der Tresen schon ihr bestes tun.
Meine eigenen Neujahrsversprechen könnt ihr einerseits in dem Buchblog, wo ich seit Oktober mitschreibe, lesen. Da haben meine Mitbloggerin Emma und ich uns Leseherausforderungen für das neue Jahr gestellt. Andererseits habe ich mir vorgenommen, öfter eine Kolumne hier auf der Webseite zu veröffentlichen, mindestens zehn, aber lieber zwölf, möchte ich 2019 schaffen. Ja, dann kann es mit dem neuen Jahr losgehen!
GOTT NYTT ÅR!
/carina
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