Das schwedische Hembakningsrådet (”Heim-Back-Rat“ würde das in etwa auf Deutsch heißen, und ja, so etwas gibt es tatsächlich seit 1959 in Schweden) hat im Jahre 1999 den Kanelbullens dag den „Tag der Zimtschnecke“ ins Leben gerufen. Seitdem vergeht kein 4. Oktober ohne Sonderangebote in den Supermärkten und in den zugegeben recht seltenen Bäckereien in Schweden. In den heimischen Küchen glühen die Backöfen und der Zimtgeruch kitzelt die Nasen im ganzen Land. Die Füllung aus Zimt, Zucker und Butter ist die beliebteste und genau die Kombination wird an diesem Tag gefeiert. An allen anderen Tagen im Jahr kann man die Hefeteilchen auch mit geraspeltem Marzipan, gemahlenen Haselnüssen, Vanillecreme, frischen Blaubeeren oder vielleicht sogar mit Apfelstückchen füllen. Je nach Saison und Vorliebe der Bäcker oder derjenigen die das Endprodukt verzehren dürfen.
Aber braucht das beliebteste Gebäckstück Schwedens wirklich einen eigenen Tag? In Vergessenheit würde es nicht geraten, aber etwas extra Promotion tut auch einen Klassiker gut, oder?
In der heilen Welt Astrid Lindgrens sind die Kanelbullar nie weit weg. Karlsson vom Dach tut fast alles dafür, dass er eines bekommt, in Bullerbü wird quasi ununterbrochen gebacken und gepicknickt, Pippi Langstrumpf bäckt sie vermutlich selbst und erfindet eine eigene Variante in der Größe eines Suppentellers, woran ich mich allerdings nicht erinnern kann, was ich mir aber gut vorstellen könnte.
Schwedische Kinder essen sie am liebsten frisch gebacken, noch warm, mit einem Glas kalter Milch dazu. Kanelbullar sind essbar gewordene Kindheitserinnerungen, heile Welt in mundgerechten Stücken.
Man kann sie außerdem wunderbar einfrieren und einzeln auftauen, genau wann man sie braucht. Und man braucht sie als Erwachsener zum Beispiel, als Trost, wenn Besuch bekommt oder der Kaffee fertig ist. Es gibt nur sehr wenige Lebenslagen, die nicht mit einem frischen, noch warmen, duftendem Kanelbulle mit grob gestoßenem Kardamom im Teig, zu meistern sind.
Und hier kommt das Rezept! Damit die fertigen Kanelbullar nicht zu trocken werden, sei großzügig mit der Butter! Für 48 normalgroßeTeilchen brauchst du:
Teig:
150 gr. Butter
0,5 Liter Milch
1 Würfel Hefe
0,5 TL Salz
200 gr. Zucker
ungefähr 850 gr. Mehl
4 TL gestoßener Kardamom (schmeckt intensiver als gemahlener, aber das geht auch!)
Füllung:
Reichlich Butter
Zimt
Zucker
Außerdem noch:
Ein Ei, leicht geschlagen und schwedischer Hagelzucker (der deutsche schmilzt in der hohen Backtemperatur, wird schwarz und verkrustet) oder gehackte Mandeln
Und so muß du es machen:
Butter in einem Topf schmelzen, Milch dazu geben und „fingerwarm“ werden lassen, etwa 37 Grad. Hefe in eine große Rührschüssel bröseln und mit der Buttermilch auflösen. Zucker, Salz und Kardamom dazufügen und fast das ganze Mehl. Gut rühren mit einem Holzlöffel bis nichts mehr klebt. Leg ein Tuch über die Schüssel und lasse den Teig etwa 45 Minuten gehen, bis der leicht und luftig geworden ist.
Streue etwas Mehl auf die Arbeitsplatte und kippe den Teig drauf. Knete ihn vorsichtig mit leichten Händen durch. Teile den Teig in zwei Teile und nimm nacheinander die Teigteile und rolle (?) mit einem Nudelholz große flache, viereckige Fladen aus, etwa 30 x 50 cm. Beschmiere sie mit Butter, wie du ein Butterbrot bestreichen würdest, streue Zimt und Zucker drauf und rolle das Ganze zusammen, so dass du eine etwa 50 cm lange Rolle hast. Schneide sie in 24 Teile und lege sie mit der Schnittseite nach oben in ein Papierförmchen. Das Papierförmchen ist nicht dringend notwendig, es macht nur, dass die Butter nicht so leicht wegfließt. Dann das zweite Teigstück genau so bearbeiten! Lass die Förmchen auf dem Backblech etwa 20 Minuten unter einem Tuch gehen.
In der Zeit heizt du den Backofen auf 250 Grad vor und schlägst ein Ei auf. Wenn die Teile fertig gegangen sind, musst du sie sorgfältig mit Ei bepinseln. Davon werden sie lecker braun! Falls du schwedischen Hagelzucker hast, kannst du ihn drauf streuen, wenn nicht, nimmst du besser gehackte Mandeln.
Backe alles bei 250 Grad für 6-8 Minuten. Lasse die fertigen Teile unter einem Handtuch abkühlen.
Auf dem Bild sind sie aber nicht gerollt, sondern gedreht. Schau mal hier: Video bei Youtube