Sommer in Schweden. Mit Elch.

Wenn es so langsam Sommer wird, oder wie dieses Jahr, zumindest der Urlaub naht, und die Sommerferien vor der Tür stehen, werde ich oft auf Schweden als Urlaubsland angesprochen. Dass ich nun über 20 Jahre nicht mehr dort wohne, scheint den Leuten egal zu sein, ich bin doch Schwedin und muss von daher alles wissen. Nun ja, berufsbedingt weiß ich ja schon einiges über Schweden, vor allem weiß ich etwas darüber wie man die schwedische Sprache lehrt, aber das wollen die meisten zukünftigen Schwedenurlauber ja gar nicht. Sie wollen nur ein Quickfix, einen Schwedenguide für lau, eine Top-ten-Liste ohne selber lesen zu müssen.

Dazu eigne ich mich wirklich nur bedingt. Wenn ich nach Schweden reise, tue ich das, um meine Oma, Eltern, Geschwister und die Freunde die ich da noch habe, zu besuchen. Ich bin total unbeindruckt von naturschönen Ecken, und Touristenattraktionen interessieren mich gar nicht. Um ganz ehrlich zu sein, komme ich meistens kaum aus meinem Dorf raus. Es ist so was wie ein freiwilliges „Kommunarrest“ der manchmal Flüchtlingen mit ungeklärtem Aufenthaltstatus verpasst wird, aber ich finde es, im Gegensatz zu den Flüchtlingen, ganz toll! Es ist für mich toll, in dem sumpfigen See meiner Kindheit zu baden, bei ICA einzukaufen, und dabei von meiner Nichte oder meinem Neffe abkassiert zu werden. Aber das würde wahrscheinlich meine Nachbarn oder die Eltern des Freundes meines Sohnes kaum beeindrucken. Sie wollen lieber die allzeit gestellte Frage „Hast du schon mal einen Elch im Wald gesehen?“ beantwortet bekommen. Und dann, dann kann ich nur müde nicken. Mein Dorf liegt quasi im Wald. Wenn ich da keinen Elch gesehen hätte, wäre ich vermutlich blind geboren worden. Es ist, als würde man einen Hamburger fragen „Hast du schon einen Schwan an der Alster gesehen?“. Zu gewissen Jahreszeiten ist es kaum zu vermeiden, und manchmal ist es sogar recht lästig. Wenn die Elche in den Garten kommen und die Pflanzen fressen oder wenn sie Kälber haben, sehr empfindlich sind und nicht gestört werden wollen, zum Beispiel. Dann wollen wir alle lieber keinen Elch sehen! Oder wenn sie in der Dämmerung über die Straßen irren und Elchunfälle verursachen. Aber irgendetwas scheint die Deutschen an diesen Tieren zu faszinieren. Die Größe? Die Wildheit? Die „Seltenheit“? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich nicht wegen der Elche nach Schweden fahre.

Schönen Urlaub allerseits!

/carina