Kläm på dig!

Der Mai ist ein lustiger Monat, und der Juni übrigens auch. Es gibt so viele Feiertage, und wenn man gezielt ein paar Tage dazwischen Urlaub nimmt, dann kann man ganz schön lange zu Hause bleiben. In Deutschland spricht man da von „Brückentagen“, und in Schweden heißen sie „Klämdagar“, Tage voll lästiger Arbeit, zwischen den freien Tagen „eingeklemmt“.

 

Dieses Jahr fällt der 1. Mai auf einen Freitag, also hat man auf jeden Fall drei Tage nacheinander frei. Christ-Himmelfahrt, am 14. Mai, ist ein Donnerstag, und da kann man leicht vier freie Tage herausschlagen. Weder der 11. (Tag der Schokoladenkugel) oder der 27. (Tag des Käses) sind vom Gesetz her frei, aber man könnte ja versuchen, dem Chef beizubringen, dass man da aus „Kostengründen“ frei haben sollte? Pfingstmontag müssen wir in Schweden allerdings arbeiten, da wir stattdessen am Nationalfeiertag, dem 6. Juni, frei haben. Nur blöd dieses Jahr, da der 6. Juni auf einen Samstag fällt…

 

Gottseidank aber auch, dass es um diese Jahreszeit so viel frei gibt! Der gewöhnliche Schwede, auch Medel-Svensson genannt, hat viel zu tun. Wenn die ersten Strahlen der Frühlingssonne den Huflattich am Wegesrand herauslocken und auf der Waldlichtung die Buschwindröschen sich ausbreiten, spätestens dann muss der Frühjahrsputz gemacht werden. Ohne Frühjahrsputz kein Frühling, und das möchten wir ja nun mal nicht riskieren! Dunkel und elendig kalt war es ja schließlich lang genug. Fenster müssen geputzt, Frühlingsgardinen aufgehängt, Schränke ausgewischt und Bücherregale neu sortiert werden. Die Winterkleidung muss aus dem Schrank und eingelagert werden. Sie wird gegen die Sommerkleidung ausgewechselt, in der stillen Hoffnung, dass die Sachen vom letzten Jahr noch passen, sonst müssen sie zur Altkleidersammlung oder in den Secondhandshop gebracht werden. Dann fällt übrigens noch mehr Arbeit an: Neue Kleidung muss her!

Wenn wir schon bei den Textilien sind: Teppiche müssen raus auf den Hof, um ausgeklopft zu werden, und am besten die Sofapolster auch. Dazu benutzt man einen Teppichklopfer und das Klopfgestell, was auf jedem Hof bereit steht. Als Kind kann die Versuchung groß sein, das Klopfgestell als Turngerät zu nutzen, aber wenn man dabei nicht aufpasst, kann man einen mit dem Teppichklopfer übergezogen bekommen..! Oder auch nicht, es ist ja schließlich seit 1979 per Gesetz verboten Kinder körperlich zu züchtigen, nicht mal Kinder die auf Klopfgestelle klettern, darf man verhauen.

 

Wenn der Frühlingsputz erfolgreich abgeschlossen ist, wird es Zeit, die Sommerresidenz auf Vorderman zu bringen. Wohnwagen und Wohnmobil werden aus der Winterverwahrung abgeholt und befreit von Mäusekot, Spinnweben und Staub. Kühlschränke und Vorratsschränke werden aufgefüllt und die Betten bezogen. Ungefähr das gleiche machen auch die Menschen mit Gartenlaube oder Sommerhäuschen, außer, dass sie sich auch noch um den Garten kümmern müssen, der über den Winter brach lag.

 

„Büro? Arbeiten? Wann denn?! Ich habe doch hier mehr als genug zu tun! Ich muss doch schließlich fertig sein, wenn mein Sommerurlaub irgendwann nach Midsommar anfängt!“ Und ja, in Schweden hat jeder Arbeitnehmer per Gesetz ein Recht darauf, vier aufeinander folgende Wochen in den Sommermonaten frei zu haben. „Und dann möchte ich doch schließlich genießen und nicht den Garten umgraben!“ erklären Herr Medel-Svensson und seine Frau den verwunderten deutschen Freunden.

/carina