Die Sache mit dem Hund…

Bild: Lisa Berg

 

Sowohl mein Mann als auch ich sind in kleinen Dörfern groß geworden. Jeweils in einem anderen Land, aber was uns trennt, ist nicht, dass er in Deutschland aufgewachsen ist und ich in Schweden, sondern unsere Haltung zu Hunden. Er ist in einer Familie, die Hunde mochte, aufgewachsen, ich nicht. Bei uns war eher das Gegenteil der Fall, und, um meinen Vater  frei zu zitieren: „Es gibt nur ein Tier, was blöder ist, als der Hund, das ist die Auster.“

 

Mein Mann findet also Hunde toll. Ich bin dazu erzogen worden, Hunde blöd zu finden. Es hat gut funktioniert. Bisher habe ich mich durchgesetzt. Wir hatten letztes Jahr Silberhochzeit. Nun habe ich ein schlechtes Gewissen.

 

Mein jahrelanges Argument, dass ich ja damit voll ausgelastet bin, Kinder zu erziehen, und mich auf gar keinen Fall auch noch an Hunden  ausprobieren möchte, fällt irgendwie flach. Die Kinder sind mittlerweile junge Erwachsene, und meines Erachtens sind sie ganz gut geraten. Ob das an meinem Beitrag zur Erziehung liegt, kann ich nicht sagen, aber ich hoffe zumindest, wenig Schaden angerichtet zu haben. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen wo ich mich an den Hund wagen sollte?

 

Allerdings, mit Kindern kann man reden, mit Hunden nicht. Mit meinen Kindern habe ich viel geredet, sogar in zwei Sprachen. Sie waren zwar nicht immer derselben Meinung, wie ihre Erziehungsberechtigte, aber ab einem gewissen Alter kann man versuchen, die Sache auszudiskutieren. Im besten Fall kommt ein Kompromiss dabei heraus, und das ist quasi das Beste, was einer schwedischen Mutter passieren kann. „Kompromiss“, dicht gefolgt von „Konsensus“, sind nämlich die schönsten Wörter in der schwedischen Sprache, danach streben wir, wie andere Völker nach dem Nirvana.

 

Aber wie sollte eine Diskussion mit einem Hund aussehen? Zu den Themen „Pinkel nicht im Haus!“ und „Kaue meine Schuhe nicht zu Brei!“ bin ich nicht mal ich an einen Kompromiss interessiert. Ich würde nur wollen, dass draußen gepinkelt wird und dass nur an Hundespielsachen und nicht an Teilen meiner Bekleidung herumgekaut wird. Ich verstehe auch nicht, über was für Kanäle manche Menschen Botschaften von ihrem felligen Vierfüßler empfangen. Über diese Kanäle verfüge ich nicht.

 

Und übrigens, wenn ich als Mutter einen guten Job gemacht habe, sind die Kinder irgendwann selbstständig und ziehen in die Welt hinaus, um ihre Flügel auszuprobieren. Als Frauchen dagegen ist es gar nicht mein Job, meinen Hund selbstständig zu machen, denn in der Hundeschule wird nur gelernt, zu gehorchen. Also, das Tier bleibt bei uns, bis es alt und inkontinent ist und die Hundehaare grau geworden sind.

 

Mein Mann hat eingesehen, wenn er einen Hund hätte haben wollen, hätte er gleich eine andere Frau heiraten müssen. Denn er meint, man kann nicht mit gutem Gewissen einen Hund zu mir ins Haus bringen. Hunde sind Lebewesen und wollen geliebt werden. Die Liebe zu meinem Mann ist eindeutig größer, als die Liebe, die ich denke, für ein Tier empfinden zu können. Einen Hund zu lieben, könnte ich meinem Vater nie gestehen, ohne dass ich mich blöd fühlen würde. Mit Sicherheit blöder als eine Auster.

/carina