Die Gefahren von zu vielem Lächeln

Dieses Jahr feiern Deutschland und ich Silberhochzeit. Seit ich 1993 hierher zog, habe ich viel gelernt, nicht nur über Deutschland und seine Einwohner, sondern auch über mich selbst, mein eigenes Land und sehr viel über meine Muttersprache. Die meisten von euch wissen, dass ich mit Schwedischunterricht mein Geld verdiene, und dass ich mich beruflich mit Unterschieden zwischen Schweden und Deutschland und zwischen schwedischen und deutschen Menschen beschäftige, gehört irgendwie dazu.

Letztens bekam ich aber beim Lesen einer Facebook-Konversation in der Gruppe ”Schweden in Deutschland” so etwas wie eine Erläuterung. Und die Erklärung zu manchen rätselhaften Arbeitssituationen im Laufe der Jahre. Ein Mitglied der Gruppe schrieb nämlich, dass deutsche Frauen in seriösen Zusammenhängen nicht lächeln. In Schweden lächelt man als Gruß und manchmal, um eine Situation zu entschärfen, dadurch zeigt man, dass man nichts Böses im Schilde führt. Ein Tipp an Schwedinnen in Deutschland war, nicht so viel zu lächeln. Es mache einen unseriösen Eindruck und das männliche Gegenüber könne es als einen Flirtversuch verstehen.

Meine Herren! Ich möchte da mal etwas klarstellen: Nein, ihr seid nicht unwiederstehlich. Nicht jedes Lächeln heißt: Kneife mich bitte in den Po, setz‘ dich näher an mich ran und starre mir in den Ausschnitt. Es heißt nicht mal: ich möchte mit dir gerne ein Kaltgetränk nach der Arbeit zu mir nehmen, und auf gar keinen Fall: Ich möchte mit dir eine Affaire beginnen. Und nein, ich flirte wirklich nicht wissentlich während der Arbeit, das habe ich nie getan. Ich versuche lediglich meinen Job zu machen, aber das in einer so angenehmen Atmosphäre wie möglich. Es kam gelegentlich schon mal zu seltsamen Situationen, die ich nie verstand, egal ob ich mich als Sozialpädagogin im sozialen Brennpunkt bewegte oder als Schwedischreferentin in den Firmenetagen unterwegs war. Was es mir über die Jahre nicht immer leichter gemacht hat, war, dass meine schwedische Art jemandem einen Korb zu geben, nicht immer als Korb verstanden wurde, sondern als würde ich demjenigen doch noch eine Chance geben.

Gottseidank nimmt die Verwechslungsgefahr von ”nett sein und freundlich gestimmt” und ”Ich finde dich heiß und möchte sofort mit dir in’s Bett” mit steigendem Alter der lächelnden Frau ab. Als Frau um 50+ sind es deutlich weniger Männer, die an einen unsittlichen Antrag glauben, falls ich zu viel lächle. Und das macht mein Leben sehr viel leichter!

/carina

Tipstack till Charlotte Scherping Larsson!