Det är ingen ko på isen / Es ist alles in Butter

Det är ingen ko på isen bedeutet wortwörtlich „Es ist keine Kuh auf dem Eis“ und gleich stellen sich zwei Fragen:

  1. Warum spricht man über etwas, was nicht geschehen ist?
  2. Kann das Sprichwort auch im Sommer benutzt werden?

Auf Frage 1 ist die Antwort: Wenn eine Kuh tatsächlich auf dem Eis wäre, dann hätten wir gar keine Zeit, darüber zu sprechen! Dann ist es höchste Alarmstufe. Eine Kuh auf dem Eis ist nämlich sehr, sehr schlecht, möglicherweise bricht sie ein, da die meisten Kühe keine Ahnung davon haben, dass die Eisstärke kontrolliert werden muss, bevor sich irgendjemand auf das Eis begeben darf. In meiner Kindheit war es mein morfar, der die Aufgabe übernahm, und sehr ernst und feierlich mit Eisbohrer und Zollstock am Messen war, bevor Kinder oder sonstige Lebewesen auf das Eis durften. Ich meine, mich zu erinnern, dass morfar uns erst bei einer 10 bis 12 cm dicken Eisschicht auf den See ließ. Kühe ließ er im Winter grundsätzlich nicht aus dem Stall. Sie kamen erst zum Frühling raus und dann direkt auf der Weide. Das ist aber kosläpp und eine ganz andere Geschichte.

Aber auch wenn das Eis dick genug ist, um Tier und Mensch zu tragen, ist es trotzdem nicht ratsam, eine Kuh drauf zu lassen. Sie sind nicht für glatte Oberflächen gemacht worden, können leicht ausrutschen und sich ein oder gleich mehrere Beine brechen. Und dann ist es vorbei, mit dem Kuhleben. Kuhbeine können nicht gegipst werden, eine Kuh die nicht stehen kann, ist nicht überlebensfähig. Ohne Kuh bekommen die Kinder keine Milch. Und wenn die Kinder früher keine Milch tranken, war es fraglich, ob sie durch den Winter kamen. Nur Kartoffeln, Rüben und Getreidebrei war für arme, schwedische Bauernkinder auf Dauer zu wenig, um ohne Rachitis zu erwachsenen schwedischen Bauern zu werden.

Zu Frage 2 ist die Antwort, ja. Es ist ein Ganzjahresausdruck, und obwohl von Eis die Rede ist, hat es nichts mit den tatsächlichen Wetterverhältnissen zu tun. Genau so wenig, wie es mit tatsächlichen Kühen etwas zu tun hat. Es geht einfach darum, zu sagen, dass keine Eile besteht. Wir können uns dem möglichen Problem ein anderes Mal widmen, um erst mal in Ruhe eine Tasse Kaffee zu trinken. Det ordnar sig können wir einander zunicken und uns vielleicht sogar gegenseitig ein påtår einschenken. Und wisst ihr was? Vieles regelt sich von ganz allein und ergibt wirklich keinen Grund zur Sorge. Der Schnee, zum Beispiel. Kein Hamburger Wegegesetz zwingt dich in Schweden, bei den ersten Schneeflocken sofort aus dem Haus zu rennen und den Gehweg vor deinem Haus klinisch frei von Schnee zu halten. Mein Vater behauptet, dass Schnee schippen sich gar nicht lohnt, da es spätestens im Frühling sowieso wegtaut. Aber wenn mein Vater Kühe gehabt hätte, bin ich mir sicher, dass er sehr unentspannt wäre, wenn eines seiner Viecher auf dem Eis wäre. Er trinkt nämlich immer noch, mit 80+, sehr gerne Milch.

Vokabelhilfe

en mor/far, -fäder              Opa, mütterlicherseits

ett kosläpp, –                    Kuhaustrieb, meistens Ende April oder Anfang Mai

det ordnar sig                   Es wird alles gut werden

en påtår, -ar                     eine zweite Tasse Kaffee