Schon immer mochte ich es, in Seen zu baden, und in Hamburg habe ich es glücklicherweise nur zehn Fahrradminuten bis zum nächsten See. Ich bin gut zufrieden, wenn nicht mehr Menschen da sind, als ich zählen kann, mit denen ich das Wasser und den Rasen teilen muss.
In Schweden aber, da messe ich mit einem ganz anderen Maß! Wenn ich im Frühling nicht alleine am See bin, bin ich nahezu beleidigt. Wenn jemand schreiende Kinder auf den Steg rennen lässt, oder unangeleinte Hunde dabei hat, werde ich sogar ausfallend. Doch, es ist schon passiert, und die arme deutsche Familie wusste nicht, wie ihnen geschah, als ich sie auf Deutsch nach Strich und Faden fertig machte. Eigentlich hatten sie sich nicht so furchtbar schlecht verhalten, aber sie hatten Anspruch auf meinen See erhoben, an dem ich im Mai eigentlich gedacht hätte, alleine zu sein, und das war schlimm für mich.
Diesen Sommer habe ich mit meinem Bruder versucht, alle offiziellen Badestellen der Gemeinde Svenljunga zu „bebaden“. Laut der Webseite Badplatser i Svenljunga gibt es dreizehn Stück, verteilt auf eine Fläche von 987,14 km²*. Davon sind 919,65 km²* der Gemeinde Land und der Rest ist Wasser, also in der näheren Umgebung gibt es genug Badegelegenheiten.
Nirgends war es kälter als 20 Grad und ganz selten haben wir andere Menschen als einander gesehen. Es war nicht immer strahlender Sonnenschein, aber richtig doll geregnet hat es eigentlich nie, wenn wir eine Badestelle aufgesucht haben. Es waren sowohl noch Ferien als auch Haupturlaubszeit und die Uhrzeiten während derer wir badeten, waren nicht als okristliga zu bezeichnen. Was die 10 702* Einwohner (Bevölkerungsdichte 11,64 Personen/km²) und die ganzen Touristen auch machten, an den Badeplätzen waren sie nicht. Vielleicht waren sie im Wald und sammelten kantareller und blåbär? Oder sie machten einen Tagesausflug nach GeKås in Ullared oder sie hingen vor irgendeinem Bildschirm? Mir kann das alles Recht sein: Für uns war es purer Luxus!
Alle dreizehn haben wir leider nicht geschafft. Es gibt ja auch die Lieblingsseen, da muss man immer baden, sonst fehlt einem was, am Ende des Sommers. Für nächstes Jahr haben wir aber nur einen neuen See zum gemeinsamen Baden. Ich möchte noch in den Hagalundssjön steigen, aber da war mein Bruder schon und findet nicht, dass er da noch mal rein muss. Und dann gibt es die neue Badestelle im Hauptort in den å Ätran. Die Gemeinde hat dieses Jahr einen Steg gebaut, damit man in dem Flüsschen leicht ein dopp nehmen kann und den Platz habe ich schlicht vergessen. Aber die nächste Badesaison ist ja nicht lange hin, dann hole ich es nach.
Und ein neues Badeprojekt wird uns sicher auch nächstes Jahr einfallen! Wir leben ganz nach dem Motto: Man ångrar aldrig ett dopp!
* laut Wikipedia
Vokabelhilfe
okristlig unchristlich
en kantarell, -er Pfifferlinge
ett blåbär, – Blaubeeren
en å, -ar Flüsschen
ett dopp, – ein kurzes Bad nehmen
Man ångrar aldrig ett dopp! Man bereut nie ein kurzes Bad!