„Kommst du auch?“ fragte die Yoga-Lehrerin, die ich bisher als eine Bekannte aus den gemeinsamen Krabbelgruppentagen kannte. Yoga? Ich?! Yoga kannte ich nur vom Schwangerschaftsyoga im Geburtshaus im Jahr 2000, und es hatte mir nicht wirklich gefallen: Vor der Schwangerschaft war ich eine Aerobic-Tussi (drei bis vier Mal die Woche zum Step-up, Aerobic und alles andere, was viel Bewegung versprach) und zwischendurch bin ich gejoggt. Obwohl mit Zwillingen schwanger, konnte ich im Februar nichts Herausfoderndes daran finden, im Kreis zu sitzen, mit den Zehen zu wackeln und an die Muskeln, die bei der Geburt von Bedeutung sein sollten, zu denken. Sinn hat die Stunde doch gemacht, weil es das erste Mal war, dass ich bewußt in meinem Körper spürte: „Ach du dickes Ei – die müssen ja auch irgendwie RAUS!!“ Im Mai konnte ich keinen Schuh mehr alleine zubinden, und dann versuchte ich es noch einmal mit Yoga, da barfuß, und dann empfand ich das Wackeln der Zehen doch noch als eine ausreichende sportliche Betätigung. An die „Geburtsmuskeln“ habe ich da nicht mehr gedacht, da es schon klar war, dass die dicken Zwei per Kaiserschnitt Ende Juni geholt werden mussten.
In der Zwischenzeit versuchte ich meinen megasteifen Läuferkörper mit Hilfe des Buches „Yoga für Läufer“ aufzulockern. Der Selbstversuch endete fast bevor er anfing: Als die Stimme auf der beigefügten CD mich zum Liegen und Atmen zu animieren versuchte, dachte ich nur „Während der Atemübungen kann ich ja schnell in den Keller gehen und die Wäsche aufhängen, dann bin ich noch rechtzeitig zurück, bis die Übungen anfangen.“ Ja, ich war da eindeutig nicht so weit, dass ich ATMEN als etwas außergewöhlich Interessantes ansehen konnte. Ich musste noch ein paar Jahre älter werden, einen Fersensporn in jeder Ferse haben, einen Fahraradunfall und das Ende meiner Laufleidenschaft erleben, bevor ich bereit war, mich noch mal einzulassen.
Die Krabbelgruppenkollegin, aka Yoga-Lehrerin, machte in meiner Nachbarschaft also 2016 ein Yoga-studio auf. Sie kam sogar zu mir nach Hause, um mich einzuladen. Ausreden waren zwecklos, also bin ich bangen Herzens und steifen Körpers hin, um es zumindest einmal zu testen. Das war eine wackelige Angelegenheit, und das was harmlos aussah, war eine schweißtreibende Übung. Aber mit jedem Mal wurde es weniger wackelig, und falls ich tatsächlich jemals die empfohlenen drei oder vier mal pro Woche schaffen werde, bin ich sicher, dass meine Erfolge sogar messbar sein werden. Jetzt fühle ich es nur selbst, und das ist aber auch nicht schlecht. Sogar atmen kann ich mittlerweile recht gut, ohne an die Waschmaschine zu denken.
/carina