Der König und ich

Der König und ich

Oh mein Gott! – war genau was ich dachte, als ich die Einladung bekam. Eine Einladung von Olaf Scholz, zum Senatsfrühstück mit dem schwedischen Königspaar! Dann habe ich mich ein Sekunde lang gefreut und dann noch mal gedacht: Oh mein Gott! – was zieht man dazu an?!

Mit Hilfe von Siema Al-Othman, bei Indiska, fand ich ein passendes schwarzes Wickelkleid mit einzelnen weinroten Blumen, und meine Kollegin Elizabet war morgens über Whatsapp zugeschaltet, um Tasche und Schmuck in letzter Sekunde zu überprüfen. Einige Unterrichtseinheiten waren verlegt worden, und dann konnte ich mit hochhackigen Pumps und flatterndem Herz über den Rathausplatz stöckeln. Ich wurde zweimal vom Sicherheitspersonal überprüft, und dann war ich drin.-So schnell und erleichtert wie damals Boris Becker, im Internet. Schon an der Garderobe traf ich eine Bekannte,und oben im Vorraum, wo ein erstes Glas Sekt gereicht wurde, war es fast wie ein Klassentreffen: Lauter Menschen aus Hamburg, die irgendetwas mit Schweden zu tun haben.

Als wir kurz darauf in den hochheiligen Kaisersaal eingelassen wurden, konnte ich feststellen, dass mir die meisten meiner Tischnachbarn bekannt waren, und ausserdem sehr nett. Nach eine Weile wurden wir diskret darum gebeten, aufzustehen, und uns erst wieder zu setzen, wenn das Königspaar säße. Der ganze Königssaal, äh nein – Kaisersaal! stand und atmete kaum. Wenn da nicht so ein dicker Teppich gelegen hätte, wir hätten eine Stecknadel fallen hören können.

Der König sah leicht verwirrt aus, unklar war, wie viele ähnliche Säle er schon als erster geentert hatte, um seinen Platz zu finden, damit der Rest sich endlich wieder setzen durfte. Aber er fand die Richtung, trottelte los, und die Königin ging hinter ihm her. Dann gab es Essen, ganz schnell drei (äußerst leckere!) Gänge mit begleitenden Weinen, zwischendurch eine Rede von Olaf Scholz und eine vom König, und nach dem Mokka wurde die Tafel abrupt aufgehoben. Königspaar auf Staatsbesuch heißt nicht unbedingt Spaß haben und gute Gespräche führen, es heißt vor allem „Termine einhalten“. Und nach dem Senatsfrühstück stand Elbphilharmonie auf dem Programm.

Wir, die Gäste, standen wieder auf, und das Königspaar, echt klein die Beiden, rauschten an mir vorbei. Und dann war es auch so: VORBEI. Påtår war nicht vorgesehen, das Personal des Rathauses räumte schon ab, als wir noch nicht die Hacken von der Königin gesehen hatten.

Senatsfrühstück hin oder her, mit König am Tisch und politischer Prominenz im Raum – Ich habe keine Angst, dass dieses Event in meinem Leben nicht zu toppen ist. Das toppe ich jedes Mal, wenn ich meine eigenen Freunde zum Essen einlade – Da muss keiner aufstehen, und dieTafel wirst erst aufgehoben, wenn wir keine Lust mehr haben.

/carina