In den meisten schwedischen Familien kennen die Kinder den Osterhasen nicht. Sie haben keine Ahnung davon, dass er am Ostersonntag im Morgengrauen auf den Feldern und Wiesen herumhüpft und Schokoeier aus seinem gefüllten Ranzen verliert, die es zu sammeln gilt.
Die schwedischen Kinder erwarten statt dessen, dass der Osterhahn, Påsktuppen, ein dickes Pappei, gefüllt mit Süßkram, neben dem Bett oder am Frühstückstisch platziert.
„Am Samstagmorgen?!“ rief mein katholisch erzogener Ehemann entsetzt, als wir vor Jahren versuchten, die Gebräuche und Sitten für unsere noch sehr junge Familie auszuhandeln. „Am Ostersamstag geht gar nicht! Dann ist ja noch Fastenzeit. Jesus ist da noch tot und gar nicht auferstanden.“ Ach, da war doch was, zum Beispiel der christliche Grund, warum wir überhaupt Ostern feiern. In meiner katholischen Schwiegerfamilie gibt’s am Ostersonntag einen schönen Brunch und anschließend Eiersuche für die Kinder im Garten. Aber davor gibt’s tatsächlich nicht viel zu lachen, und auch nicht viel zu essen, nebenbei gesagt.
Da sind die Schweden durchaus pragmatischer und in der säkularen Gesellschaft nicht so auf den christlichen Hintergrund bedacht. „Feiertage“ heißt „freie Tage“ und das heißt fast überall „lecker essen“. Die Zeitungen sind voll von Rezepten und Tipps, was man kochen kann. Entweder geht es klassisch vonstatten: Eier, Hering, Lachs, Lamm und vielleicht noch ein Jansson-Auflauf? Eine Schokoladentorte mit gelben Marzipanküken ist sowohl hübsch als auch lecker. Oder ist das Menü etwas moderner gewünscht? Die Homepage von „Allt om mat“, „Essen und Trinken“ in Schweden, empfiehlt unter anderem fenchelgewürzten Lachs, balsamicomarinierten Spargel und eine österliche Mandeltorte.
Um richtig in Stimmung zu kommen, dekorieren wir das Haus in gelb und verteilen gleichmäßig ganze Hühnerfamilien. Hahn, Henne und jede Menge kleiner gelber Küken, die aus allen erdenklichen Materialien hergestellt sein können. Entweder aus Pappe, von den Kindern in der Kita oder Schule gebastelt, oder gekauft, aus Glas, Ton oder Keramik. Was das Material angeht, sind keine Grenzen gesetzt! Auf Gardinen und Tischläufern aller Art können die Kükenfamilien gemalt, gedruckt oder gestickt sein. Die Osterzweige holen wir uns direkt aus dem Wald, am liebsten Birke. Davon gibt es so viele, dass es gar nicht auffällt, dass wir etwas aus dem Wald gemopst haben. Und weil es so lange dauert, bis es Blüten gibt, und bei Birken sind ja nicht mal welche zu erwarten sind, da kommen nur klitzekleine hellgrüne Blätter, wenn überhaupt etwas kommt, schmücken wir die kahlen Zweige mit bunten Federn. Da gilt allgemein die Devise: je bunter je besser!
Ein Hamburger Freund von uns sagte mal, als er von der Geschichte mit dem Osterhahn hörte: „Ein Hahn der Eier legt? Wie unlogisch! Wie können die Kinder das denn glauben?“
Naja, da hat er wohl recht. Ein Hahn kann kein Ei legen und erst recht kein hohles Pappei, das mit Süßigkeiten gefüllt ist. Es erscheint mir jetzt auch sehr viel logischer, zu behaupten, das ein Hase mit Ranzen durch sämtliche Gärten hopst und überall Schokoeier verliert.
Glad påsk!
/carina