Ordnung ist das halbe Leben 

Wenn man Glück hat, mag man aufräumen. Wenn man Pech hat, nicht. Egal, welches von beiden zutrifft, man muss es trotzdem tun.

Es gibt mehrere deutsche Ausdrücke die das mit der Ordnung in sich haben, zum Beispiel die Redewendung, „Ordnung ist das halbe Leben“ und „In einen geordneten Haushalt findet sich alles wieder an“. Schwedische Sprichwörter oder Redewendungen dazu kenne ich kein einziges. Ich habe nicht mal welche gefunden, als ich gegoogelt und in Büchern nachgeschaut habe. Ob das heißt, dass die Deutschen ordnungsliebender sind als die Schweden, weiß ich nicht. Vielleicht reden die Schweden einfach nicht so gern darüber? Oder es wird sofort döstäda daraus und das ist ja eher etwas Neues und vielleicht noch nicht so sprichwörtlich.

In letzter Zeit habe ich versucht. mehr Ordnung in mein Leben zu bekommen. Ich habe die Küchenschränke ausgemistet und versucht, die Alltagsgegenstände thematisch zu sortieren. Im Vorratsschrank habe ich das gleiche versucht. Als Orientierungshilfe für meine Mitbewohner habe ich mein Etikettierungsgerät benutzt, aber scheinbar wohne ich mit lauter Analphabeten zusammen. Manchmal finde ich nämlich Senf im Fach, das ich für Eingelegtes vorgesehen habe. Das ist für mich sehr schlecht, da ich irgendwie keine Phantasie beim Suchen habe. Wenn der Senf nicht da liegt, wo ich es vorgesehen habe, glaube ich, dass er alle ist. Und dann haben wir den Salat… Oder eher den Senf, zweimal!

Ich habe gehört, wie manche Kinder sagen, wenn Mama das Gesuchte nicht findet, ist es wirklich weg. Bei uns würde niemand auf die Idee kommen, mich nach etwas Verschwundenem zu fragen. Ich finde nie etwas. Die Kombination: keine Phantasie beim Suchen, schlechtes Erinnerungsvermögen und der Wunsch nach Schnelligkeit führt nicht zu geduldigem Suchen und erst recht nicht zum Finden.

Als ich mit der Neuorganisation in der Küche durch war, fing ich an, mein Nähzimmer neu zu ordnen. Und auszumisten! Ich konnte nach getaner Arbeit sogar einen Tisch hineinstellen, da ich festgestellt habe, dass ich mit 60+ nicht mehr so gerne auf dem Fußboden krabbele, um Schnittmuster aus der Burda zu kopieren oder Stoff zuzuschneiden. Das war sehr zufriedenstellend.

Mit meinem Büro könnte ich entweder sagen, dass ich gescheitert bin oder behaupten, dass die beiden Zimmer sich in einem fortwährenden Prozess befinden. Ich sortiere Bücher aus, aber es kommen immer neue dazu. Ich gehe alte Ordner durch und schmeiße Sachen weg, aber besonders luftig kriege ich es einfach nicht. Ich bin die beste Kundin, die IKEA kennt, da ich regelmäßig neue Regale, Körbe und andere Ordnungsutensilien einkaufe. Aber die ersehnte Ordnung stellt sich trotzdem nicht ein. Das ist alles Mögliche, aber nicht zufriedenstellend.

Aber was soll´s? Wenn mich der Sortierungswahn wieder überfallen sollte, gibt es genügend andere Ecken im Haus, die neu organisiert werden können. Der Waschkeller zum Beispiel oder der Heizungsraum. Und wenn das durch ist, kann ich in der Küche wieder von vorn anfangen. Denn eins ist sicher: Bei mir bleibt keine Ordnung für immer.

Vokabelhilfe

döstäda, -r, -de, -t             Das Aufräumen und Ausmisten, um es den Hinterbliebenen leichter zu machen, sich um den Nachlass zu kümmern     

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