Wir haben unsere Kinder nicht nur zweisprachig erzogen, sondern auch versucht, ihnen sowohl die deutsche als auch die schwedische Kultur nahezubringen. Sie besuchten zwar herkömmliche deutsche Kindergarten und Schulen, aber sie waren auch in der Kindergruppe der schwedischen Kirche, bekamen komplettierenden Schwedischunterricht in der Skandinavischen Schule und waren in vielen Ferien in Schweden.
Kein schwedisches Fest wurde bei uns in Hamburg ausgelassen: våffeldagen (25. März), valborgsmässoafton (30. April) oder Lucia (13. Dezember). Alles wurde gefeiert! Aber wir haben auch Laternenumzüge mitgemacht und am Nikolausabend haben wir Schuhe gewienert, wie es sich gehört, in einem ordentlichen deutschen Haushalt.
In Deutschland feiert man die Einschulung ja traditionell mit Schultüte und Familienfest, wo man in Schweden eher, wenn das Schuljahr geschafft ist, feiert. Wir haben auch da nichts ausgelassen. Die Einschulung wurde mit den deutschen Verwandten und der Oma aus Schweden gefeiert und beide Kindern hatten individuelle Schultüten. Als das erste Schuljahr vorbei war, habe ich den Kindern erlaubt, jeweils zwei Freunde mit zur Sommerlovs-Feier bei uns einzuladen, in der Schule schien es mir nämlich nicht besonders feierlich zugegangen zu sein. Das fanden sie super und das Festkonzept ging auf! Es gab leckeres Essen, Kuchen und die Stimmung war wie an einem besseren Kindergeburtstag. Die Jahre danach kamen nicht nur die Freunde sondern auch deren Geschwister und irgendwann auch die Eltern und zum Schluss auch einige Nachbarn. Es waren immer ausgelassene, fröhliche Feste! Alle waren sehr traurig, als unsere Kinder die Schule verließen, weil dann die Sommerfeste bei uns vorbei waren.
Machte aber nichts – ich hatte schon wieder eine neue schwedische Tradition aufleben lassen: Am 23. Dezember gibt es bei uns seit einigen Jahren uppesittarkväll. Es gibt glögg und pepparkakor und nettes Beisammensein, bevor das weihnachtliche Familienfest startet. Aber auch hier fängt es an, auszuarten… Letztes Jahr waren gut und gerne 35-40 Menschen bei uns im Wohnzimmer. Alle brachten etwas zum Buffet mit und wir konnten bis weit nach Neujahr selbstgebackene Kekse der Uppesittar-Gäste zum Kaffee anbieten.
Damit wir die deutschen Sitten nicht vergessen, lade ich zu gegebener Zeit gern zu Grünkohl, Spargel und Zwiebelkuchen ein.
Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass meine liebste deutsche Redewendung lautet, „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“. Meinen runden Geburtstag dieses Jahr feiere ich zweimal: einmal in Schweden und einmal in Deutschland. Auch wenn man nur einmal 60 wird, kann man es ruhig zweimal feiern!
Vokabelhilfe
en våffeldag, -ar Maria Empfängnis wird in Schweden als Tag der Waffel gefeiert.
en valborgsmässoaft/on, -nar Walpurgisnacht, wenn man den Frühling willkommen heißt und sich vom Winter verabschiedet.
ett sommarlov, – Sommerferien
en uppesittarkväll, -ar der 23. Dezember
(en) glögg Glühwein
en pepparkak/a, -or weihnachtliche Gewürzplätzchen