Dieses Jahr schaffe ich es aber bestimmt, denke ich schon im November, dieses Jahr werde ich meine Liebsten mit liebevoll, selbstgebastelten Adventskalendern überraschen. Und ich werde für jeden außerdem noch ausgesuchte, genau passende Weihnachtsgeschenke, in fantasievoll dekorierter Verpackung beschaffen.
Ich male mir aus, wie sehr alle sich freuen und wie sie mich glücklich und erstaunt anschauen werden, voller Liebe und weihnachtlicher Zuneigung. Mein Herz wird weich, warm und macht einen Extraschlag aus lauter Glückseligkeit, schon im November.
Das nächste Mal, wenn ich hochschaue, ist es zwei Tage vor Advent und ich habe weder Kerzen gekauft noch die mit ADVENT beschriftete Kiste aus dem Keller geholt. Ich habe keine Ahnung wo die Verlängerungskabel für die leuchtenden Adventssterne für die Fenster und die in Schweden unerlässlichen elektrischen Adventskerzenständer sind. Und Adventskalender habe ich natürlich auch keine gebastelt…
Aber dann lege ich einen Spurt ein und meistens pünktlich zum ersten Advent hängt alles, was hängen soll, die meisten Fenster sind geputzt und die Weihnachtsgardinen gebügelt an ihrem Platz. Ich kann ausatmen, einen Saffranteig für die Lussekatter ansetzen und anfangen, das Buffet zu planen. Die Welt ist wieder im Lot.
Leider sind wir dann, plötzlich und unerwartet, mitten in der in Deutschland hoch gepriesenen „besinnlichen Adventszeit“. Weihnachtsfeier im Sportstudio, Kekse backen mit den Kindern, Lucia-Konzert in der Kirche und vor allem Freunde treffen auf dem Weihnachtsmarkt. Was daran besinnlich ist, verstehe ich bis heute nicht, aber ich habe mittlerweile jahrelange Erfahrung mit der Adventszeit in Deutschland und habe gelernt, Prioritäten zu setzen und nein zu sagen.
Meine oberste Priorität ist nämlich: ÜBERLEBEN und um jeden Preis glühweindurchtränkte Veranstaltungen zu vermeiden. Ich möchte nur meine Kurse vernünftig abwickeln und meinen Schreibtisch bis Mitte Dezember aufgeräumt haben. Dann fahre ich traditionsgemäß nach Schweden, um den Geburtstag meiner Mutter auszurichten. Kurz vor Weihnachten tauche ich in Hamburg wieder auf und habe julskinka, ansjovis, sill und julmust im Gepäck und bin endlich reif für Besinnlichkeit.
Ich weiß schon jetzt, dass, während ich beschäftigt bin mit Überleben und Glühwein vermeiden, mein Mann die Kinder fragen wird, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Danach wird er sich Gedanken machen und es mit mir besprechen. Ich werde nicken und versuchen auszusehen, als wüsste ich wovon er spricht. In dem Zusammenhang wird er sagen, dass er sich nichts wünscht, außer mit uns zusammen zu sein und leckeres Essen mit uns zu essen. Das sagt er nämlich jedes Jahr, auch in der Beziehung ist auf ihn Verlass.
In diesem Sinne freue ich mich auf ausgewählte Teile der Adventszeit, ein schönes und traditionelles Weihnachtsfest, das ohne meinen Mann weder schön noch traditionell wäre, sondern nur reinstes Chaos. Euch wünsche ich einen Mann wie meinen und all den Glühwein, den ich nicht trinke.
GOD JUL!
Hälsningar från Carina
