Als ich Kind war…

… waren die Sommerferien unendlich. Zehn Wochen ohne Schule und ohne dazugehörige Verpflichtungen, welch ein unvorstellbares Glück. Heute bekomme ich kurze zwei oder drei Wochen richtig Urlaub im Sommer. Das ist durchaus überschaubar: das sind genau 14 oder 21 Tage, 336 oder 504 Stunden – das Ende immer im Blick.

Damals lag ich tagelang auf meinem Bett und las. Ich habe alles gelesen, was meine Mutter nicht vor mir verstecken konnte, z.B. Erica Jongs „Angst vorm Fliegen“, als ich zehn Jahre alt war. Außerdem las ich alles von Astrid Lindgren, aber auch weniger hochwertige Serien wie Merri Wiiks „Lotta“-Bücher. Da ging es um Lotta – tollpatschig, und ihre Freundin Gigi – vernünftig, die in lauter harmlose Situationen hineinstolpern. Nach etwa 30 Büchern heiratet Lotta Paul, dem sie bis dahin in jedem Buch ein Bein gestellt oder ein Taschentuch geklaut hat. Später habe ich die ziemlich freizügige, in Schweden unter Rubrik „Aufklärung“ geführte Bücherreihe von Hans-Eric Hellberg verschlungen. Schließlich wollte man ja mitreden können… Während meiner ganzen Kindheit und Jugend kehrte ich aber immer zu Selma Lagerlöf zurück. Meine Mutter hatte die gesammelten Werke in Ledereinband von ihrem ersten Gehalt gekauft und Selma war bei uns zu Hause immer griffbereit. Heute dagegen schaffe ich, wenn ich Urlaub habe, eine Hand voll Krimis und stelle, wenn ich Pech habe, fest, dass ich die Hälfte davon schon gelesen habe.

In meiner Kindheit schien immer die Sonne. Falls ich einen Tag keine Lust zum Baden hatte, ging ich am nächsten Tag. Der See war warm und die Sonne schien weiter von einem wolkenlosen Sommerhimmel. Der Asphalt dampfte in der Hitze und manchmal ringelte sich eine aufsehenerregende Kreuzotter über die Strasse unserer Einfamilienhaussiedlung. Heute schreie ich die Kinder zusammen, dass es zum Baden geht, wenn die Sonne mehr als fünf Minuten am Stück scheint und keine Regenwolken in Sicht sind. Die Kreuzottern sind wahrscheinlich ausgestorben, heute sehe ich in unserer Reihenhaussiedlung nur Wespen. Keine besonders interessanten Tiere, bei denen sich ein zweiter Blick lohnen würde.

Als ich Kind war, ging es im Sommer darum, möglichst viel Eis zu ergattern. Man durfte Papa nie verraten, dass Mama schon eins ausgegeben hatte. Das Eis war immer sahnig, kalt und ich wurde nie davon dick. Heute brauche ich nur EIS zu denken und schwupps, habe ich zwei Kilo mehr auf den Hüften!

Nichts desto trotz, hatten wir doch einen schönen Sommer 2015! Egal, wie das Wetter war, wo wir die freien Tage verbracht haben und mit wem: Sommerurlaub ist per se gut. Jetzt darf der Herbst auch kommen.

Eure

/carina