Weihnachten ist Schluss mit lagom!

Die Schweden verbringen das ganze Jahr mit lagom. Manche sogar ihr ganzes Leben. Lagom heißt, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig, nicht zu teuer, und nicht zu billig, nicht zu warm, und nicht zu kalt, nicht zu dünn, und nicht zu dick. Lagom halt, genau passend. Lagom wollen wir sein, es ist eine Lebenseinstellung, und wir rühmen uns häufig damit, dass es das Wort in anderen Sprachen erst gar nicht gibt. Ob das stimmt, das wage ich nicht zu beurteilen, da ich einfach nicht so viele Sprachen spreche, dass ich das könnte.Mit dem Geist von lagom aber bin ich aufgewachsen, und nicht nur ich, sondern Generationen von Schweden sind so erzogen worden. So erziehen auch wir unsere Kinder , wenn irgend möglich. Egal, wo wir Schweden letztendlich wohnen: in Norrland, in Skåne oder im Ausland, sei es Deutschland oder Hongkong. Lagom gehört zu unserer nationalen Seele wie Knäckebrot und Schnapslieder.

Einmal im Jahr setzt das lagom aber aus. Es klinkt sich aus der Volksseele und lässt die Schweden vollkommen außer Rand und Band sein. Lagom wird eingesperrt, und die Weihnachtsplanung kann beginnen! Das istaber sowas von gar nicht lagom. Wir können einfach nicht genug bekommen, von hell erleuchteten Fenstern, von Lucia, von Weihnachtsklängen, und vor allem nicht vom Weihnachtsessen und den Geschenken. Es wird gekocht und gebacken was das Zeug hält, damit das Julbord, das Weihnachtsbuffet, genau so ausladend wird wie zu Omas Glanzzeiten. Dabei vergessen wir leicht, dass Oma vermutlich keinen Ganztagsjob hatte, sondern ab Anfang Dezember nichts anderes tat, als sich um das Schlachten von Schweinen und Stopfen von Würsten zu kümmern. Es wird geschmückt, Weihnachtspost geschrieben und Geschenke werden eingepackt. Beschenkt werden nicht nur die nächsten Verwandten, sondern auch Kusinen, die Kinder von Kusinen, und der Nachbar drei Häuser weiter braucht doch auch eine Kleinigkeit?! Alles was wir sonst nicht dürfen, dürfen wir in der Zeit zwischen Lucia und Weihnachten, oder sagen wir mal Neujahr. Bis dahin machen wir die verrücktesten Sachen: Nachtisch am Dienstag? Ja klar, ist ja bald Weihnachten! Süße Lussekatter zum Frühstück? Kein Problem, Müsli mit Filmjölk kann warten. Strom sparen? Nein, ich will meine Adventsbeleuchtung doch anhaben wenn es dunkel ist!

An Neujahr wird lagom aber wieder aus der Verbannung geholt und wir fangen wieder an, auf uns und die anderen zu achten. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.

God jul på er!

/carina