Midsommarfeste mit Absagen

Als ich am 24. Juni im Jahr 2000 Mutter wurde, gab es Vieles, das mir nicht klar war. Als erstes war ich ganz zufrieden, dass ich zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, die beide über drei Kilo wogen, und das knapp zwei Wochen vor dem errechneten Stichtag. Für eine Zwillingsschwangerschaft schon eine recht beachtliche Leistung, wurde mir gesagt, und da war ich schon ein wenig stolz auf mich. Zumindest so lange, wie ich über irgendetwas nachdenken konnte, kurz darauf war ich schon voll beschäftigt mit Stillen, Windelnwechseln, Wiegen und Nächte-um-die-Ohren-Hauen. Wie alle anderen frischgebackenen Mütter und Väter also.

Dass die Beiden sich den Midsommardagen, also den Tag nach der hochheiligen Midsommarafton in Schweden, ausgesucht hatten, um zur Welt zu kommen, war mir in dem Jahr nicht klar. Midsommar hatte ich sowieso nicht mehr gefeiert, seit ich sieben Jahre vorher aus Schweden weggezogen war, und ehrlich gesagt, gefehlt hatte mir nichts. Die Kinder selbst waren ausgesprochen zufrieden mit ihrem Geburtstag: „Genau gegenüber von Weihnachten“ wie einer von ihnen es mit etwa sechs Jahren erklärte. Wer von beiden? Leider habe ich keine Ahnung, das ist das Los der Zwillinge, man kann als Elternteil sich oft nicht so genau erinnern, wer von beiden etwas sagte oder tat…

Midommarafton 2001 feierte ich zum ersten mal in der schwedische Kirche, am Freitag dem 22. Juni. Die Kinder waren knapp ein Jahr alt, saßen in der Karre unter einem riesigen Regenschutz, und schauten ihren Freunden aus der Krabbelgruppe zu. Es war lustig, aber auch ziemlich nass, also recht authentische, schwedische Verhältnisse in Hamburg.

Irgendwann fielen dann die Kindergeburtstage mit Freunden an, die Geburtstage wurden mit sowohl den leiblichen Verwandten als auch mit der Wahlverwandtschaft gefeiert, und parallel dazu fielen die Midsommar-Traditionen wieder aus. Es konnte einfach nicht alles gleichzeitig gefeiert werden. Manchmal passte es, dann haben wir gefeiert, aber längst nicht so regelmäßig wie die Schweden in Schweden.

Letztes Jahr feierten wir Midsommar auswärts, als die Kinder ihre Volljährigkeit mit einer ganzen Horde Freunde im Haus feierten. Zu der Party waren wir nicht eingeladen.

Dieses Jahr nun hätte man glauben können, dass wir ohne terminliche Schwierigkeiten sowohl „Kindergeburtstag“ am 24. Juni, als auch Midsommarabend am 21.Juni feiern könnten. Aber nein, wir haben ein ganz anderes Problem: Die Abiverleihung des zweiten Zwillings steht am 20. Juni an, und am 22. Juni ist der Termin für den Abi – Ball. Und falls wer glaubt, dass der 21. Juni dann frei wäre, für eine ausgelassene Midsommernachtsfeier, der hat nicht mit meinem Bruder gerechnet. Er wird an diesem Tag nämlich 48 Jahre alt, und da er voraussichtlich noch in Hamburg ist, weil er zu Abiverleihung anreisen wird, werden wir ihn feiern. Ich bin mir sicher, dass zumindest unsere Zwillinge dafür volles Verständnis zeigen werden. Die Juni-Kinder, die halten immer zusammen.

Es könnte aber sein, dass wir zwischen dem „Ja må han leva!“ und jordgubbstårtan mit Kerzen, auch einen Hering und einen Schnaps dazwischen schieben können. Dann erledigen wir zwei Feiern an einem Tag und müssen dieses Jahr zumindest nichts absagen.

/carina

midsommarafton     laut Gesetz aus dem Jahr 1953 fällt es immer auf den Freitag zwischen dem 19. und 25. Juni

midsommardag       der Tag nach Midsommarafton ist immer ein Samstag, ein öffentlicher Feiertag, und im Kalender als Fahnentag gekennzeichnet      

jordgubbstårta         Erdbeertorte