Kräftskiva- bis keiner mehr steht

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Im August, wenn´s Abends wieder dunkler ist, aber noch lauwarme Winde unsere nackten Arme streicheln, feiern wir gern eine zünftige Kräftskiva. Da werden Papphüte abgestaubt oder neu gekauft und die Lätzchen für Erwachsene aus dem Schrank geholt. Die bunten Lichterketten hängen wir im Baum auf und rundherum ein paar Laternen und dann kann die Party losgehen. Oder nein, doch noch nicht! Wir haben ja die Krebse vergessen! Die Krebse wurden früher in Seen und Flüsschen selbst gefangen und mit viel Dill und ein paar geheimen Zutaten direkt in der Natur auf einem Campingkocher gekocht. Falls man ganz viele Krebse fing und der Campingkocher kein Gas mehr hatte, kochte man die restlichen schwarzen Tierchen am nächsten Tag zu Hause. Seit meiner Kindheit habe ich keine Krebse mehr gefangen, aber auf Krebse-Essen im August habe ich nur selten verzichtet. In Schweden kann man um diese Zeit tiefgefrorene Krebse aus der Türkei oder China in jedem Supermarkt kaufen. Beim Fischhändler kann man auch original Schwedische bekommen, aber da muss man deutlich mehr Kronen locker machen. In Deutschland ist das schwedische Möbelhaus mit den vier Buchstaben ein verlässlicher Lieferant des roten Goldes. Lebendig sind die Krebse schwarz, aber gekocht sind sie signalrot.

Einen Krebs zu essen ist eine hohe Kunst und nichts für Weicheier. Nur körpereigene Werkzeuge wie Zähne und Fingernägel sind zugelassen. Es spritzt, man bekommt kleine Wunden an den Fingern, das Salzwasser von den Krebsen ziept und brennt, und Krebse sind vermutlich die einzige Speise bei der man mehr Kalorien verbraucht, um an das Essbare zu kommen, als man jemals dem Körper wieder zuführen kann. Also muss etwas als Beilage dazu gereicht werden, zum Beispiel eine Quiche mit Västerbottenost, leckeres Brot, schöne Käsesorten oder vielleicht etwas mit Pilzen? Die Kochzeitschriften des Landes haben im August hauptsächlich das Krebsfest zu Thema.

Von großer Wichtigkeit ist auch die Schnapszufuhr und die Schnapslieder! Der Schnaps muss kalt und reichlich vorhanden sein (Manche behaupten es müsse ein Schnaps pro Schere sein, aber es ist zu bedenken, jedes Tier hat in der Regel zwei davon) und die Lieder müssen viele, fröhlich und bekannt sein (Oder der Gastgeber hat freundlicherweise jedem Gast ein kleines Gesangsheft an den Teller gelegt). Dann wird gegessen, Schalen geknackt, gebissen, gepult und gesaugt. Wenn man ganz viel Glück hat, können nach dem Essen alle Gäste ohne fremde Hilfe von ihren Plätzen aufstehen und wenn sie sich noch selbständig bewegen können, kann der Tanz beginnen. Und tanzen, das kann man ruhig machen bis die Sonne aufgeht! Wenn man am nächsten Tag wach wird und der Schädel brummt, liegt es auf jeden Fall nicht an dem Schnaps. Vermutlich war der zuletzt verzehrte Krebs schlecht…

 

Kräftskiva- Krebsfest

http://www.youtube.com/watch?v=RGVdHVq9FoE

http://www.youtube.com/watch?v=vgkXF-0SovM

 

http://www.alltommat.se/Inspiration/Kalas-med-kraftor-1.24207